Interview mit Meike Landsiedel

Die Zweitplatzierte der Kategorie Best Poster über das Young Researchers Symposium (YRS) 22

Mit ihrem Poster »Multinuclear Copper Complexes – From Nature to Industry« erreichte Meike Landsiedel den zweiten Platz der Kategorie Best Poster

Swenja Broschart vom Team Kommunikation des Fraunhofer ITWM hat sich mit der Preisträgerin über ihre Forschung und ihre Eindrücke vom Young Researchers Symposium 2022 unterhalten.

 

Würdest Du Dich kurz vorstellen?

Mein Name ist Meike Landsiedel, ich bin 27 Jahre und komme gebürtig aus Ludwigshafen und wohne momentan auch dort in der Nähe. Ich habe im WS 14/15 mit dem Chemiestudium begonnen und nach meinem Masterabschluss im Juli 2020 mit der Promotion in der Anorganischen Chemie in der Arbeitsgruppe von Jun.-Prof. Dr. Sabine Becker begonnen. 

Meike Landsiedel
© Nesrin Dilmen
Mit einer Plüschkatze schlägt Meike Landsiedel bei ihrer Postervorstellung den Bogen von der Katze zur Katalyse (engl. catalysis, abgekürzt als cat).

Worum geht es in Deinem Vortrag am YRS 22?

In unserer Gruppe bearbeiten wir Themengebiete der Bioanorganischen Chemie, das heißt wir versuchen inspiriert von Molekülen in der Natur, z.B. Enzyme, die besondere Fähigkeiten haben, neue Verbindungen im Labor herzustellen und für diese eine Anwendung zu finden. Dabei gibt es einmal die Zinksensoren, mit denen sich Annika Pick befasst, die den 2. Vortragspreis gewonnen hat, die Ihre Anwendung in der Untersuchung von neurodegenerativen Krankheiten finden und es gibt die mehrkernigen Kupferkomplexe, mit denen ich mich befasse. Diese sind inspiriert von verschiedenen Enzymen und ich versuche die Komplexe in der Katalyse anzuwenden, also im Idealfall später eine Anwendung in der Industrie zu finden.

Mit meinem Poster habe ich versucht den Zuschauern einen Einblick in die Arbeit eines bioanorganischen Chemikers zu geben, da Chemie an sich ja schon für viele Leute sehr komplex und unverständlich – vielleicht auch manchmal etwas abschreckend ist. Mir war es dabei auch wichtig dem Poster einen roten Faden zu geben und zu erläutern weshalb wir diese Forschung überhaupt machen, deshalb auch der Titel – From Nature to Industry.

 

Was hat Dich motiviert beim YRS 22 teilzunehmen?

Ich merke es auch oft im Privaten, bei Familie und Freunden, dass es nicht einfach ist fachfremden Leuten meine Arbeit verständlich und meine Begeisterung für Chemie nachvollziehbar zu machen. Umso mehr war es für mich eine Herausforderung meine Forschung einem fachübergreifenden Publikum näher zu bringen, was aber gleichzeitig auch den Ehrgeiz bei mir geweckt hat. 

Was glaubst Du, womit Du die Jury und das Publikum überzeugt hast?

Bei dem Pitch war es mir dabei wichtig, meine Motivation und den Spaß an dem Thema zu erläutern und gleichzeitig das Publikum nicht mit zu viel Fachchemie zu überladen. Dabei hatte ich eine schwarze Plüschkatze dabei, die sich auch auf dem Poster wieder findet und mit der ich das Ganze etwas auflockern und humorvoller gestalten wollte und den Bogen zur Katalyse spannen wollte: Im Englischen wird catalysis mit cat abgekürzt. 

Ganz nach dem Motto: Katzen(bilder) mag bestimmt jeder. Somit hatte ich eigentlich einen guten Aufhänger. Umso mehr hat es mich dann am Ende auch gefreut, dass beide Beiträge aus unserer Arbeitsgruppe so gut bei Publikum und Jury ankamen und Annika und ich beide einen Preis bekommen haben.

 

Welche Erfahrung nimmst Du vom YRS 22 mit?

Es war sehr interessant, so viele verschiedene Themenbereiche vorgestellt zu bekommen und Einblicke in die Arbeit anderer Fachbereiche zu erhalten. Hierbei hat man besonders gemerkt, wie schwer es sein kann andere Menschen für eine vollkommen unbekanntes Thema zu begeistern, was aber vielen wirklich gut gelungen ist und was dann auch den späteren Austausch, z.B. bei der Postersession oder dem Get-together am Ende, gefördert hat.

 

Was hat Dir an dem Tag besonders gefallen?

Was ich besonders toll fand war die Unterstützung aus den eigenen Reihen, also dass uns unsere komplette Arbeitsgruppe mit Chefin, Kolleg:innen und auch Praktikant:innen in der Vorbereitung und natürlich vor Ort super unterstützt hat, was unseren tollen Zusammenhalt in der Gruppe zeigt.

 

Welchen Tipp hast Du für die Vortragenden des nächsten YRS?

Als Tipp für nachfolgende Vortragende würde ich sagen, dass es am wichtigsten ist, motiviert und mit Überzeugung vom eigenen Thema vorzutragen und sich dabei nicht so stark in der eigenen Materie zu verlieren, sondern eher auf verschiedene Weisen zu versuchen, das Publikum vom Konzept des eigenen Themas zu überzeugen und so das Interesse zu wecken und dabei trotzdem eine gute Balance zu den wissenschaftlichen Fakten und Information zu finden.

Die weiteren Gewinner:innen

 

Erster Platz: Best Talk

Learning from Netflix

Nicolas Hayer stellt in seinem Vortrag vor, wie man, analog zu Filmempfehlungen von Netflix, Vorhersagen für thermodynamsiche Mischungseigenschaften geben kann.

»Ich nehme viele interessante Eindrücke zu Forschungsgebieten unserer Universität mit. Ein solcher Blick über den Tellerrand ist selten und daher besonders hervorzuheben.«

 

Erster Platz: Best Poster

Effects of a Mosquito Control Agent

Sara Kolbenschlag untersucht den Einfluss von anthropogenen Stressoren im Wasser auf Insekten, welche sich während ihrer Entwicklung vom Wasser zum Land bewegen und so die beiden Ökosysteme verbinden. 

»Es hat für mich vor allem verdeutlicht, dass sich die Forschungsbereiche von Landau und Kaiserslautern gut ergänzen und sich damit tolle Möglichkeiten der Zusammenarbeit in künftigen Projekten bieten.«

 

Zweiter Platz: Best Talk

Photoactivatable Zinc Sensors

Zink ist ein extrem wichtiges Spurenelement im menschlichen Körper und ist unter anderem mit Lern- und Erinnerungsprozessen in unserem Gehirn verknüpft. Wie man Zink mit photoaktivierbaren Zinksensoren gezielt in Zellen untersuchen und nachverfolgen kann, erklärt Annika Pick (links im Bild).

»Die Veranstaltung bietet eine tolle Gelegenheit, sich in einem Vortrag auch mal kreativ auszutoben, und das sollte man nutzen.«

 

Dritter Platz: Best Talk

Analyzing Emojis in Feedback to Improve Apps

Simon Scherr stellt vor, wie er mithilfe von Emojis Texte, zum Beispiel das Feedback zu Apps, klassifizieren kann. 

»Häufig sind Konferenzen in einer sehr engen Blase unterwegs daher ist die Interdisziplinarität des YRS eine sehr schöne Sache mit all den verschiedenen Themen und Perspektiven.«

 

Dritter Platz: Best Poster

How Work-shy Scientists Identify Insects

Nina Röder erklärt, wie »arbeitsscheue« Wissenschaftler:innen ohne aufwendige DNA-Extraktion Insekten genetisch bestimmen können.

»Es war eine schöne Erfahrung mit zum Beispiel MathematikerInnen und ComputerwissenschaftlerInnen über die Bedeutung von menschlichen Einflüssen auf die Biodiversität von Insekten zu diskutieren, mir wurden dabei sehr viele spannende Fragen gestellt.«